Marcus Roloff

zu hause hoch zwei

ein paar aus den wolken
fallende jahre unter der schulbank
wie senkblei ein zweck ein kalendarischer
zufall dass ich mich bücke (zu hause
hoch zwei) zwischen teekannen &
westtanten nach ihrem antrag auf
einreise wieder kauend an einem
idiotismus von jugend an einem
verballhornten maitag (jahrzehnt)
vorher falz leiter an halbspäne (werken)
nachher wetter melancholischer harz
an gekennzeichneten bäumen & frühstück
FREIE ERDE (vaters zeitung) wie
er sie es ohne boden (volk ohne raum-)
reise zehn koffer handgepäck nichts
als ein unfall des datums.

funken

eine zeitlang dachte ich die codes wären
geknackt, aber das programm ist veraltet
tickern lediglich anlaute über den seefunk
finger wie zeichen, gemorse im hörer (vergleiche
deckunter, knisternd auf anfang) verhören kann
man sich mal wenn sprache ausfällt, strömen
vielleicht im moment serpentinische daten
(rohrpostgepolter gedanklich treppab). nicht
zu empfangen zum beispiel bis jetzt war auch
die nachricht, das signal stünde zum rauschen
in keinem verhältnis.

eine art glaube (2)

wenn aus allem was aus der sprache hinaus
in die kübel des gegenteils von sprache gefegt
werden kann sprache entstünde bräuchte ich keinen
christus der reinigungshandlung so aber habe ich
jemanden nötig der sie mir aus der hand schlägt
die schönen abgefrorenen sträucher der nichtsprache
mit denen ich meine auf kipp stehenden verhältnisse
österlich schmücke um mir in die tasche hinein zu versichern
dass mir nächste oder übernächste erlösung
schon des längeren wie überfällig erscheine

korrespondenzen

der adressat bin ich inzwischen selbst
ich adressiere an mich jede naturbeobachtung
ich weiß nicht ob restlos klar wird was
beobachtung meint (natur z.b. ist nebensächlich)
es kommt (im moment) darauf an dass ich einen
gesehen hab’ (für sekunden) der zweieinhalb wochen
in der hotellobby über sein verlorenes gepäck
nachgedacht hat. der trockenpfirsich im glas
bei der ankunft in O. war natürlich er selbst.

Risse 23