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Freiraum-verlag: Mit Online-Kampagnen zum Erfolg

02.01.2018 NDR

Wie man es schafft, mit nur wenigen Mitarbeitern aber hohen Produktionskosten und viel Konkurrenz auf dem Buchmarkt erfolgreich zu sein, zeigen wir Ihnen in einer kleinen Serie. In dieser Folge stellen wir einen jungen Verlag aus Mecklenburg-Vorpommern vor.

Als Erik Münnich den freiraum-verlag 2012 in Greifswald gründete, wollte er vielversprechende Talente fördern und interessante Gegenwartsliteratur veröffentlichen. Das Programm umfasst Lyrik, Prosa und Drehbücher. Darüber hinaus bietet der Verlag Übersetzungen aus dem Japanischen, Katalanischen und Polnischen an.

"Schon etwas Besonderes"

Doch ein geschärftes Verlagsprofil allein reiche nicht aus, um als junges Unternehmen erfolgreich zu sein, auch strukturell müsse sich ein kleiner Verlag gut aufstellen, erklärt Erik Münnich: "Wir haben bis auf den Druck alles im Haus. Und wenn man dann sagt, wir finden ein Geschäftsmodell, das die Autoren und Mitarbeiter fair bezahlt und das Risiko und die Kosten minimiert, dann kann man, wenn man bei jedem Buch das Besondere zeigt und eine individuelle Marketingstrategie macht, total flexibel eigentlich jedes Buch bringen und jeden Leser erreichen. Wir haben nach vier Jahren mit diesem Modell schon eine Kostendeckung erreicht, was für eine Neugründung, vor allem in MV, schon etwas Besonderes ist."

Kein Geld für Marketing

Beim Marketing setzt der Jung-Verleger auf eine sehr zielgruppenorientierte Strategie, unabhängig von herkömmlichen Werbemaßnahmen: "Wir machen Bücher, die kein anderer macht und wir wissen genau, wen wir mit diesen Büchern erreichen und wie wir sie ansprechen müssen. Wir schauen dann je nach Buch, welche Marketing-Aktion sich für verschiedene soziale Netzwerke anbietet. Was wir nicht machen, und das ist auch eine Besonderheit, wir geben kein Geld für Marketing aus. Das heißt, ein guter Inhalt braucht keine Verpackung. Und durch Google und die sozialen Netzwerke sind so viele Kanäle gegeben."

Mit Online-Kampagnen zum Erfolg

Durch solche orchestrierten Online-Kampagnen sowie SEO-Management, also die gezielte Optimierung für Suchmaschinen, könne man mit neuen Werken im Gespräch bleiben - und das, obwohl der Verlag nicht in Frühjahrs- und Herbstprogrammen denke. Ein gutes Buch könne man immer verkaufen, meint Erik Münnich, der bisher mehr als 30 Titel verlegt hat und auf insgesamt 15 freie Mitarbeiter setzt. Auch die für viele Verlage und Buchhändler unantastbare Buchpreisbindung kritisiert er: "Ich sehe nicht ganz ein, warum ich nicht einen Buchpreis nach der Nachfrage gestalten kann. Wenn sich ein Buch nicht verkauft, würde ich das gern rabattiert verkaufen können, um mehr Verkäufe zu akquirieren. Und das ist ja eigentlich nur ein Problem für die Verlage, die ihr Sortiment ausgelagert haben."

Verfügbarkeit ist wichtig

Auch hänge der Erfolg nicht nur von Auflagenhöhen ab, ergänzt Erik Münnich. Gerade für kleine Verlage sei die Verfügbarkeit entscheidend: "Es geht eigentlich nicht darum, wie hoch die Auflage ist, sondern wie gewährleistet man es, dass das Buch immer lieferbar ist. Verfüge ich über eine gute Druckerei, die sehr schnell nachliefern kann und über eine gute Auflagenplanung, mit der ich weiß, wenn das und das eintritt, müssen wir das und das veranlassen."

Das Netz immer im Blick

Neben vielen Vorteilen gebe es durch das Internet weitere Herausforderungen, etwa wenn es um E-Books geht. Hierbei muss Münnich stets das Kosten-Nutzen-Verhältnis genau abwägen: "Wir stellen auch regelmäßig fest, dass Bücher über irgendwelche arabischen Plattformen zum kostenfreien Download angeboten werden. Dann muss man halt prüfen, ob man das auch als Marketing sehen kann, weil man meist eine gut verkaufte Auflage dazu hat - im Optimalfall. Denn je mehr davon lesen, desto mehr Vorteile habe ich dadurch. Zumal unsere E-Books bei sechs bis acht Euro liegen. Und wenn es dann fünf Downloads gibt, ist die Frage, ob es sich lohnt. Aber wenn es wirklich eklatant ist und es vertragliche Verpflichtungen des Verlags gegenüber dem Autor gibt, dann wird man tätig und wenn es Urheberrechtsverletzungen gibt, dann gehen wir anwaltlich dagegen vor."

"Wenn ein Buch gut ist, dann verkauft man das."

Ohne Idealismus sei eine Verlagsgründung heute nicht möglich, meint Erik Münnich. Gerade Partnerschaften mit Kulturzentren wie dem Literaturhaus Rostock oder der einzigen Literaturzeitschrift Mecklenburg-Vorpommerns, der "Risse", seien wichtig, um neue Autoren zu fördern und gegebenenfalls zu verlegen: "Und dann ist es egal, ob der Autor ein Newcomer ist oder ein Bachmann-Preisträger. Wenn ein Buch gut ist, dann macht man das und dann verkauft man das auch."

von Benedikt Scheper

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