20.06.2015 das-ist-rostock.de
Nummer 34 der Literaturzeitschrift "Risse" ist erschienen. Das Thema: Windig. Ein Heft, das zum langsamen Lesen einlädt.
Man kann das schnell durchblättern: Prosa, Lyrik, Grafiken. Da bleibt man hängen. Roberto Diaz hat ein paar sehr unterschiedliche Handschriften drauf, von sehr gegenständlich bis "Wie jetzt?". Daneben ein Gedicht von Christiane Kiesow:
Interpunktion
Solange es mir nicht gelingt
archimedische und wunde Punkte
Gretchenfragezeichen und husserische Klammern
oder bloß einen Satz heiße Ohren zu erfinden
sehe ich keinen Sinn darin
ein Zeichen zu setzen
Und das in einer Zeit, in der Hinz und Kunz Zeichen setzen. Für bzw. gegen Toleranz, Rassismus, Öffnung, Veganismus, Rüstung, Homophobie, Hass, Geld. Wie soll ich das bitte verstehen?
Auf Seite 55 steht auch keine Antwort, sondern ein Gedicht von Kurt Scharf. Auf Seite 44 beginnt eine Erzählung von Ragnhild Fesenmeyer, die einem langsamen Leser wie mir eine schöne Viertelstunde bereitet. Auf Seite 62 findet Euphoricus das ausgezeichnete und viel gelesenen Werk "Kruso" von Lutz Seiler zwei Seiten lang gut, Disphoricus hat eine Seite mehr, um zu sagen was ihm an dem Buch stört.
Auf Seite 27 erfindet Titus Meyer in seinem Gedicht "Januarstimme" schöne Worte wie schweigende Nebelspektren, Klangkalorien und Traumjasmine. Uwe Saeger hat volle acht Seiten bekommen, um ein Stück aus seinem Romanmanuskript "Der Wind und die Sterne" vorzuführen. Das ist schon alles drin, was man so braucht für ein Buch. Und es ist direkt in den Wind gesprochen. Sogar die letzten Worte über den "geistlosen Absolutismus der Realität".
Das wäre was für Kurt Tucholsky gewesen, den Jens Lippert "wiedergelesen" hat, geboren vor 125 Jahren und angeblich 1935 gestorben. Aber wie kann er dann seinen Kommentar zur Ukraine-Krise abgeben?
Lieber noch Lyrik von Kathrin Pöthke. Sie darf drei Gedichte.
Frank Schlösser
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