23.05.2014 das-ist-rostock.de
Schon die alten Griechen wussten: "Sex sells". Das gilt überall und selbstverständlich auch für Literaturzeitschriften. Die 32. Ausgabe der "Risse" ist in Pink gehalten. Eine schöne Frau zeigt den Lesern ihren Po und ihre Tattoos: Käfige, in denen sich wohl bald auch Vögelchen einnisten sollen.
Natürlich muss in der Literaturzeitschrift des Landes MV die Verführung auf einem gehobenen Niveau stattfinden. Dafür sorgen die Autoren Regina Raderschall, Jürgen Landt, Horst Matthies, Uwe Saeger, Ragnhild Fesenmeyer und Jörg Thiering mit ihren Geschichten. Ja, es geht um "die" Verführung, die mit der Lust, mit dem Eros und dem Sex. Und ja, es macht Laune, das zu lesen – auch wenn natürlich nicht alles so pilchermäßig ineinandergleitet: Verführung in Athen, mit Angela Merkel, per Fahrrad, per Annoncentreff in Heringsdorf, an der Straßenbahnhaltestelle und in der Pubertät.
André Hatting, Ines Carola Baumgartl, Kai Pohl, Arno Reis, Carlo Ihde, Dorothe Arndt haben die Lyrik beigesteuert – alles sehr verschiedene Gedichte und soweit das auf den ersten Blick zu beurteilen ist, haben sie auch nicht allzu viel mit dem Thema Verführung zu tun. Außer natürlich, dass sie selbst zum Lesen verführen.
Dazu ein sprödes Dossier zum Thema "Verführung" von Anne Blaudzun und einen Essay von Bernd Schick zum Thema "Verführung als Triebschicksal und die Unschuld der Dichtung", in dem beeindruckend viele Namen von Dichtern, Schriftstellern, Autoren, Psychologen und Psychiatern auftauchen, die – hoffentlich – schlüssig und nachvollziehbar in den Text eingewoben wurden.
In "Wiedergelesen" nennt Uva Piterane den 1989 verstorbenen Thomas Bernhard einen "schamlosen Skeptiker" und Daniel Kehlmanns Roman "F" durfte diesmal von Euphoricus und Dyphoricus "widergelesen" werden. Rezensent Matthias Schümann widmet sich dem Roman "Magical Mystery", Jens Lippert macht sich über "Felonie" von Reinhard Wosniak her und Kristoffer Cornils hat sich den Gedichtband "Dickicht mit Reden und Augen" von Steffen Popp zur Brust genommen.
Zusammengehalten wird das Heft durch den Illustrator Björn Krause: Seine grafische Verführung zum Blättern konkurriert durchaus mit den literarischen Verführungen zum Lesen. Naja, und dass auf Seite 79 in den angezeigten Büchern "Aus dem Land" das "t" aus Stralsund verschwunden ist – das ist ja nun nicht wirklich schlimm. Die "Risse" sind eben Handarbeit.
Die 32. "Risse" werden am 23. Mai um 19.30 Uhr bei Radio Lohro in der Frieda 23 ( dritter Stock) öffentlich der Welt übergeben. Es lesen Dorothee Arndt, Horst Matthies und Kai Pohl. Der Eintritt ist frei.
Frank Schlösser
Risse e.V., Arno-Holz-Straße 1, 18057 Rostock
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