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Rostocker Kunststudenten bauen Brücke zu John Brinckman

09.05.2014 Ostsee-Zeitung

Zeitschrift „Risse“ bietet eigene Graphic Novel zum 200. Geburtstag des Autors.

Rostock. Oft spannend, zuweilen abenteuerlich war das Leben John Brinckmans (1814-1870). Als Jura-Student mit demokratischer Gesinnung an der Uni seiner Geburtsstadt Rostock wurde er wegen politischer – antimonarchistischer – Aktivitäten 1838 sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Danach schlug er sich zwei Jahre in Amerika durch, später auf verschiedenen Lehrerstellen in Mecklenburg, um seine zehn Kinder großzukriegen.

Und wurde Dichter. Einer, dessen größte Erfolge erst nach seinem Tod kamen. Mancher Kenner hält ihn im Vergleich zum Niederdeutsch-Klassiker Fritz Reuter (1810 - 1874) sogar für den literarisch interessanteren Autor. Viele Gründe für die Literaturzeitschrift „Risse”, dem Dichter von „Kasper Ohm un ick” oder „Vagel Grip” zu seinem am 3. Juli bevorstehenden 200. Geburtstag ein Sonderheft zu widmen. Bei dem Projekt die jüngere Generation einzubeziehen, erwies sich jedoch als schwierig, wie Wolfgang Gabler von der „Risse“-Redaktion an zögerlichen (Nicht-)Reaktionen eingeladener Schriftsteller bemerkte. Vielleicht liegt das am rückläufigen Interesse für die niederdeutsche Sprache.

Ein interessantes Projekt des Brückenschlags in die Gegenwart gelang den Machern des Heftes aber doch: eine Graphic Novel nach Brinckmans Güstrower Erzählung „Höger up”. Elf Studenten der Klasse Grafik/Illustration/Malerei an der Rostocker „da!:Designakademie” erarbeiteten sie in einem Projekt über zehn Wochen. Nun wird sie in der am 20. Juni erscheinenden Sonderausgabe gedruckt.

Einer habe in diesem Comic für den einheitlichen Schriftzug gesorgt, über Züge der Hauptfiguren habe man sich zuvor geeinigt, ansonsten seien durchaus unterschiedliche Handschriften zu erkennen, sagt Susie Vier (37), die das Projekt als Lehrerin leitete – und übrigens auch Zensuren dafür gab. Für die Studenten sei es die erste Graphic Novel gewesen und für einige die erste Bekanntschaft mit dem Autor John Brinckman.

Dessen Erzählung „Höger up” (höher hinaus/hinauf) sieht Gabler mit ihrer ironischen Hintergründigkeit als eine köstliche Geschichte über einen großen sozialen Aufstieg in Mecklenburg – mit der Pointe seiner Märchenhaftigkeit. Ein armes Findelkind wird von Gleichaltrigen als Junker vom Heckenzaun gehänselt, was nur seinen Wunsch anstachelt, einmal Junker im nahegelegenen Schloss Güstrow werden zu wollen. Eine magische Prophezeiung und eigene Schlauheit helfen ihm, das zu schaffen. „Aber das ist ein Märchen, schließt Brinckman”, so hebt Gabler hervor.

Neben den elf Tafeln der Graphic Novel bietet das Risse-Heft interessanten Lesestoff über den geehrten Autor, darunter von Gunnar Müller-Waldeck, Wolfgang Müns, Gerd und Ronald Richardt. Auch gegenwärtige Blicke: Uva Piterane beschreibt die Brinckman-Rezeption unter dem hoffenden Titel „Zaghaft wachsendes Verlangen“, und Anne Blaudzun stellt die John-Brinckman-Gesellschaft vor.

Dietrich Pätzold

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