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"Risse"-Etat wieder gekürzt

16.05.2012 das-ist-roctock.de von Frank Schlößer

 

Im Kulturkombinat Bunker wurde gestern die 28. Ausgabe der Literaturzeitschrift "Risse" vorgestellt. Möglicherweise ist es die letzte, denn der Kultusminister fördert lieber den Film.
Kultusminister Mathias Brodkorb fühlte sich sichtlich wohl auf der Bühne des Filmfestivales FiSH. Er habe schon früher gesehen, dass hier mit wenig Geld viel erreicht wird und das Festival sei stetig gewachsen. Beim Film habe er einen Schwerpunkt setzen wollen, deshalb habe er dafür gesorgt, dass es in diesem Jahr mehr Preisgelder gibt. Auch das Filmkunstfest Schwerin und die dokart in Neubrandenburg bekommen mehr Geld.
Zwei Kilometer weiter, im Rostocker Kulturkombinat Bunker, wurde zur gleichen Zeit das neue Heft der Literaturzeitschrift "Risse" vorgestellt. Die Redaktion hat darüber zu beraten, ob die 28. "Risse" möglicherweise auch die letzten sein werden. Denn Kultusministerium hat die Mittel um zwanzig Prozent gekürzt. "Damit müssten wir an die Autorenhonorare ran, wenn es weitergehen soll", sagt Literaturwissenschaftler Wolfgang Gabler, Vorsitzender des Vereins zur Förderung neuer Literatur in MV – und Leiter der Risse-Redaktion. "Bisher haben wir das vermeiden können." Die Zeitschrift hat bisher um die 60 Abonnenten, das Jahres-Abo für zwei Ausgaben kostet 11 Euro inklusive Versand.
Das sei kein haltbarer Zustand, meint Mathias Brodkorb. "Eine Zeitschrift, egal wie hochstehend und profiliert, muss sich auch darum kümmern, eine Öffentlichkeit zu erreichen. Das ist ihr Zweck. Die finanzielle Unterstützung der Autoren sollte ein erwünschter Nebeneffekt bleiben." Schließlich, so der Minister, habe man öffentliche Mittel zu verteilen – und da sei die Größe des Publikums ein wichtiger Indikator für gut angelegte Steuergelder.
Im Übrigen glaube er, dass die "Risse" durchaus Potenzial hätten: Schließlich hätte das Land eine größere Literaturlandschaft zu bieten, als die "Risse" derzeit abbildeten: Zwei Institute für Germanistik, Namen wie Uwe Johnson, Walter Kempowski, Wolfgang Köppen, Peter Weiss und Hans Fallada – zu denen es, unterstützt von entsprechenden Vereinen, immer wieder Neues zu entdecken gibt. Entsprechende Literaturwettbewerbe auszurichten, über die Leseförderung an den Schulen zu berichten und die Kulturpolitik kritisch zu begleiten – all das könne Gegenstand einer Literaturzeitschrift sein.
"Uns geht es um 1500 Euro jährlich", sagt Wolfgang Gabler. "Erst 2010 haben wir gegen Kürzungen kämpfen müssen. Wir müssen in der Redaktion diskutieren, ob und wie wir weitermachen."

Das Risse-Heft zum Thema "Zeit"

Der Debütant des 28. Risse-Heftes heißt Dietmar Guth, geboren 1959, er stammt aus Baden-Württemberg, lebt seit 2006 in MV – zuerst in Güstrow, jetzt in Rostock. In seiner Erzählung "Von der Nachträglichkeit des Schnees" thematisiert er in einer Vater-Sohn-Beziehung auch das Leben eines Wessis bei den Ossis. Weitere Texte stammen von Ragnhild Fesenmeyer, Jürgen Landt, Ursula Otto, Ronald Richardt, Kay Steinke, Kurt Scharf, Sonja Voß-Scharfenberg und Kay Pohl, Texte über Literatur haben Matthias Schümann, Bertram Reinecke, Anne Blaudzun, Antje Rávic-Strubel und Ralph Schattkowsky. Die Grafiken stammen von der Leipziger Illustratorin Franziska Adler.
Das Heft (4,50 Euro) ist zu beziehen über die Website www.risse-mv.de

 

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