Startseite

RISSE - Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern, Nr. 26, Frühjahr 2011

gesendet am 05.07.2011 bei NDR1 Radio MV von Ernst-Jürgen Walberg

 

Anmoderation:

RISSE – die Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern – lebt noch. Heft 26 ist gerade erschienen. Und das ist alles andere als selbstverständlich zu einer Zeit, in der die Literatur aus und in diesem Bundesland seinem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur immer weniger wert zu sein scheint. Also: RISSE lebt noch – und das ist gut so. Und wie gut ist das neue Heft? Wie anregend, wie aufregend, wie motivierend, wie lesbar, wie neu? Anmerkungen dazu von Ernst-Jürgen Walberg.

 

Text – Länge 3´00

RISSE Nr. 26 ist anders als viele seiner Vorläufer. RISSE Nr. 26 bietet uns Lesern – gefühlt!! – mehr Text-Auszüge als abgeschlossene Texte (Prosa oder Lyrik, ganz gleich), mehr Appetithappen also als Menus. Und das ist ein Problem dieses Mal. Man findet nicht so recht rein oder nicht wieder richtig raus bei Uwe Schloen, bei Martin Graupner oder Jörn Zacharias – da reicht die Phantasie nicht aus, meine zumindest nicht. An anderer Stelle fehlen mir Laien Informationen: bei den Nachdichtungen St. Petersburger Lyrik 1912 von Ines Baumgartl zum Beispiel – da muss mehr Butter bei die Fisch. Oder selbst bei Thomas Ruchhöfts neuer Wieder-Lektüre Heinrich von Kleists ... sein Prinz von Homburg als Muster, als Beispiel für das Gesamtwerk im Kleist-Jahr? Und das war es denn? Ich weiß nicht, reicht das wirklich? Und dann Judith Zander, in Klagenfurt preisgekrönt 2010, und ihre Rostocker Poetikvorlesung aus dem November 2010 ... genauer: deren erster Teil ... und das heißt, ich habe mich gerade gewöhnt an ihre nicht ganz leichten Definitionen von Meeresrauschen bis Rauschen der Literatur ... da bricht das ab: Fortsetzung folgt, im nächsten Heft? Und bis dahin: Der Leser ratlos?

 

Das ist der erste Eindruck, er tut nicht gut, er irritiert. Das darf Literatur, sie soll es sogar, aber so?

 

Aber dann sind auch wieder da, die Entdeckungen, wenige Texte, ein paar Verszeilen, die einfach Lust machen auf mehr. Diese zum Beispiel: das Portät des Greifswalder Philosophen Michael Astroh – drei Porträts sind es eigentlich, ganz dichte Annährungen an den Architekten Feldmann, an den (na, sagen wir:) Designer Horst und an den Maler Amikam Toren; drei Porträts, die unmerklich zusammenwachsen zu einer Kurzgeschichte über das Entstehen von Kunst, über ihre Rolle, ihre Bedeutung und ihren (vielleicht?) tieferen Sinn. Das ist gekonnt, Literatur auf gerade einmal sieben Druckseiten.

 

Oder die Rostockerin Uta Kindermann: Ihre literarische Reportage Hartzinfarkt gehört zu den Überraschungen dieses Heftes: verstörend, ein bisschen böse, ironisch und ganz offensichtlich realistischer als die eigene Phantasie erlaubt. oder Martin Badenhoops Poetologie, ausgezeichnet 2010 bei den Lyrikmeisterschaften Mecklenburg-Vorpommern mit dem 2. preis. Von diesem Sprachspieler möchte ich mehr lesen, ganz bald, er kann furios umgehen mit dem Wort, den Wörtern, der Sprache.

 

Und so ist es auch dieses Mal wie in den Halbjahren zuvor. RISSE Nr. 26 aus dem Frühjahr 2011 ist ein Gewinn für uns Leser. Und RISSE, die Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern, kann und wird das bleiben, wenn die Redaktion uns Leser nicht aus den Augen verliert.

 

Abmoderation:

RISSE Nr. 26 ist in jeder guten Buchhandlung zu bekommen oder über das Literaturhaus Rostock zu beziehen: 138 Seiten für 4,50. Und im Übrigen: Sie können RISSE auch abonnieren.

 

‹«     [zurück zur Übersicht]     »›


Risse e.V., Arno-Holz-Straße 1, 18057 Rostock
IBAN: DE73 1305 0000 0200 0598 90 / BIC: NOLADE21ROS
Kontakt|Impressum|Datenschutz|Bestellen