04.06.2010 Rostock-heute von Elina
Literatur im Bunker – na das ist doch mal eine tolle Abwechslung. Die Mittagshitze ermüdet zwar nicht mehr Geist und Glieder, die Abendsonne hat es aber dennoch ganz schön in sich. Da macht sich schon ein wenig Erleichterung unter den wartenden Literaturfreunden breit, als endlich der Einlass in die frühere Kriegsfestung gewährt wird.
Drinnen ist von wärmenden Sonnenstrahlen keine Spur mehr, stattdessen wird buntes Licht von den dicht plakatierten Wänden und den Schallplatten an der Decke der Cocktailbar reflektiert. Die Tischgruppen vor der kleinen Bühne sind fast vollständig besetzt, kuschelige Stimmung kommt trotzdem nicht auf. „Schön frisch ist es hier”, ja sogar fast das gleiche Klima wie im Literaturhaus, könnte man meinen. Und der Vergleich ist gar nicht mal so weit hergeholt.
Tatsächlich wird die Vorstellung des neuen Bands der „Risse” vom Bunker, der Denkmalpflege und dem Literaturhaus präsentiert. Eigentlich sollte sie auch in letzterem stattfinden, allerdings verzögert sich dort noch der Umbau, sodass nicht genug Räumlichkeiten zur Verfügung stehen und die heutige Veranstaltung kurzerhand in den Bunker umverlegt werden musste. Zum Trost erwarten die Gäste eine durchaus reizvolle Umgebung und ein kostenloses Buffet für hinterher.
In diesem Ambiente soll also die Präsentation des neuen Risse-Heftes, inzwischen schon die 24. Ausgabe, stattfinden. Seit 1997 gibt der gleichnamige Verein zwei Mal im Jahr die Literaturzeitschrift heraus, an der jeweils verschiedene Autoren der näheren und weiteren Umgebung mitwirken. Drei Autoren der aktuellen Ausgabe waren zur Buchpremiere erschienen, um aus ihren Beiträgen vorzulesen und Lust auf mehr zu machen.
Die erste dieser Autoren war die Rostockerin Daniela Boltres. Die gebürtige Rumänin hatte sich schon am letzten Risse-Heft mit einem Lyrik-Text beteiligt, in der aktuellen Ausgabe stellt sie einen Teil aus ihrem Romanprojekt vor. Daniela Boltres schreibt in drei Sprachen, inhaltlich beschäftigen sich ihre Texte vorwiegend mit ihrem eigenen bewegten Leben.
Zu Beginn liest die Autorin nur gefühlte zwei Sätze vor, blättert dann in ihren Textseiten, wechselt unvermittelt die Sprache und liest einen anderen Text, der mir unverständlich bleibt. Nach einer Weile kehrt sie wieder ins Deutsche zurück: „Wenn es schneit, wenn es schneit, erinnere ich mich an meine Mutter ...” Es folgt eine Reihe gefühlsintensiver Gedankenbeschreibungen, die nicht immer nur farbenfroh und glücklich sind.
Nach diesen interessanten Eindrücken betritt der Berliner Oliver Kluck die kleine Bunker-Bühne. Dieser begann einst in Rostock ein Studium für Ingenieurwissenschaften, entschied sich später aber für Prosa in Leipzig. Ein Glück, möchte man sagen. Im Risse-Heft wurde ein Auszug aus seinem ersten Roman abgedruckt, zur Premiere wollte er allerdings eine andere Textstelle vorlesen. Später blieb jedoch noch mehr Zeit als erwartet, sodass der junge Autor spontan auch aus dem Heft einen Ausschnitt vortrug.
Zum Schluss las schließlich auch noch die Rostockerin Frauke Kieffer aus dem Risse-Heft vor, für die es bereits der dritte Text in den Heften ist. Als ihre Markenzeichen werden Kurzprosa und trockener bis schwarzer Humor genannt. In ihrem vorgestellten Text geht es um den seltsamen Herren Magnus Braderson, der durchaus zum Weiterlesen verführt.
Wie im Flug scheint die Zeit vergangen zu sein, viel zu schnell ist die Lesung zu Ende. Auf alle Interessierten und Literaturhungrigen warteten im Anschluss nicht nur das erwähnte Buffet, sondern auch Gespräche mit den Autoren und natürlich der mögliche Erwerb der Risse-Hefte. Auch die Webseite des Risse-Vereins soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
Risse e.V., Arno-Holz-Straße 1, 18057 Rostock
IBAN: DE73 1305 0000 0200 0598 90 / BIC: NOLADE21ROS
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