15.03.2007 Ostsee-Zeitung von Ch. S.
Wolgast Geschichten vom Glück erwarteten die etwa 100 Zuhörer gestern Nachmittag in der Wolgaster Stadtbibliothek. „Zwischen den Zeilen werden Sie es auch irgendwo finden“, versprach Ines Kakoschke, „auch wenn das Wort ,Glück' darin nicht genannt wird.“ Es sind eher die besinnlichen Momente, in denen die Autorin sich mitteilt. Augenblicke, die vielleicht alltäglich erscheinen, bannt sie in ihrer Lyrik. Spuren im Sand, die der Wind bald verweht – ihre Worte lassen Bilder entstehen, die das Publikum wie eine sanfte Woge aus Melancholie umhüllen.
Ihre Gedichte, die meist ohne Reim auskommen, spielen oft am Strand. Sie erzählen, wie eine erfolglose Bernsteinsuche dennoch zum Erlebnis wird, von einem Fischer, der seinen Fang einholt, einem Hund, der am Peeneufer gegenüber bellt. Die Lubminerin bildet jedoch nie einfach nur die Idylle ab, sondern setzt die Natur in Beziehung zu ihrem Inneren, zur eigenen Gefühlswelt.
Und so gehen Gedichte wie Prosatexte auch den Zuhörern unter die Haut. Wie ihre „Begegnung vor Swinemünde“ z. B., in der der Zuhörer mit dem damals 17-jährigen Robert R. die Bombardierung durchlebt, die in wenigen Minuten das älteste pommersche Seebad in Schutt und Asche legte. „Ich war fast noch ein Kind“, sagt der alte Mann heute. „Auch mein Sohn ist jetzt 17“, schließt Ines Kakoschke: „Robert R. hat nie Kinder gehabt.“ Die Klaviermusik, die Clemens Kolkwitz auswählte, verlieh den Worten zusätzliche Ausdruckskraft. Zwischen den Texten, die abwechselnd von der Autorin selbst und von Bibliotheksleiterin Dr. Angela Rambow vorgetragen wurden, hatte das Publikum so Gelegenheit, den eigenen Gedanken nachzuhängen. Von beschwingter Rockmusik und Gedichten über die Liebe getragen, kehrte es dann in dem heiteren Frühlingstag zurück.
Ines Kakoschke schreibt seit Jahren. Einige ihrer Arbeiten wurden in der Literaturzeitschrift RISSE veröffentlicht. Gedichte und Fotografien sind seit gestern in der Bibliothek ausgestellt.
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