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Autoren des Landes glänzen in der Literaturzeitschrift „Risse“

08.12.2007 Ostsee-Zeitung von Horst Krieg


Wenn es sie in Mecklenburg-Vorpommern nicht gäbe, müsste man sie erfinden: „Risse“, die Zeitschrift für gute Literatur im Land. Denn sie weist – wie Bojen in der Schifffahrt – den literarisch Interessierten einen verlässlichen Weg; sie orientiert in tiefes Fahrwasser und warnt vor Untiefen oder seichten Stellen.

Die Redaktion der Zeitschrift, die vom Verein zur Förderung neuer Literatur herausgegeben wird, feiert zehnjähriges Jubiläum. Eben erschien das 19. Heft seit 1997; es ist besonders gelungen. Sonja Voß-Scharfenberg (Jg. 57), die vor drei Jahren einen Erzählband herausgebracht hat, ist mit einem Roman-Auszug vertreten. Der Text besticht durch sprachliche Präzision. Die Autorin versteht es glänzend, Erlebtes und Erfahrenes pointiert festzuhalten. Beispielsweise in der Passage: „Die Vorausschauenden, die ewig Vernünftigen, waren schon sommers vor lauter Vorsorge wintergrau. Die sparten und horteten und weckten ein und versicherten sich und hatten Angst … Die nahmen ihre guten Zeiten gar nicht wahr, weil sie ständig für die schlechten versorgten.“ Auflockernde Dialoge fehlen. Es handelt sich offenbar um einen ersten Entwurf.

Auch Jürgen Landt (Jg. 57) brilliert mit seinem kurzen Text über ein Thema, das die Öffentlichkeit gern mit schweigender Verachtung straft: Sex-Anzeigen in einem Anzeigenblatt. Souverän behandelt Landt das Schmuddelthema. Übrigens, er hat offenbar schon eine Fangemeinde. Jedenfalls war OZ-Leser Michael Waschk aus Tutow von Landts kürzlich erschienenem Roman „Der Sonnenküsser“ sehr beeindruckt. Er habe gehört, schrieb er uns, der zweite Teil sei schon in Arbeit und fragt ungeduldigt: „Wieviel Nächte müssen wir noch schlafen?“

Weitere Glanzpunkte sind ein Interview mit Hermann Kant, der vor 50 Jahren seinen ersten literarischen Text publizierte und heute in der Nähe von Neustrelitz lebt, außerdem Gedichte von Renata Schumann, Kerstin Preiwuß und andere anregende Texte.

Der Dank der Redaktion ans Schweriner Kultusministerium und an die OZ für die Förderung kommt von Herzen. Denn Sponsoring ist auch künftig nötig, damit guter Literatur ein öffentliches Podium bleibt.

 

 

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