26.07.2002 Ostsee-Zeitung
Ahrenshoop (OZ/H.K.) Bernd Kirschke ist ein unauffälliger Mittvierziger und gerät zufällig in sein altes Kinderheim. Dort feiern – zehn Jahre nach der Wende –seine früheren Pädagogen den 1. Mai nach altem Ritual. Er selbst wird in die Zombie-Party hineingezogen und hat seltsame Erlebnisse.
Mit dem Hörspiel „Wie ich mir Bernd Kirschkes Kopf zerbrach“ nimmt Bert Koß heiter und virtuos Abschied von der Vergangenheit, die er in Gestalt nicht sehr lieb gewonnener Lehrer auftauchen lässt. Ein kurzweiliger Mix von Traum und Wirklichkeit, der sogar als Lesestück Wirkung erzielte. So jedenfalls bei den Zuhörern im Ahrenshooper Haus Lukas, wo die neue Ausgabe der Zeitschrift „Risse“ präsentiert wurde. Darin ist das Hörspiel abgedruckt.
Neben dem 1957 in Thüringen geborenen und heute in Mecklenburg lebenden Koß lasen zwei Autorinnen dieser neunten Ausgabe für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern: Renata Schumann, 1943 in Hindenburg/Oberschlesien geboren, und Ute Hallmann, Jahrgang 1964, die sich nach einer Schreibpause mit Alltagsbeobachtungen zurückmeldete. Die in Grimmen aufgewachsene und heute in Berlin lebende Autorin skizzierte im Text „Schattenzeit“ pointiert Menschen aus der Graffiti-Szene, die am Rande der Gesellschaft leben.
Schumann, promovierte Germanistin, ist zuletzt 1998 mit dem Gedichtband „Flügelbaum“ hervorgetreten. Sie las Gedichte, in denen sie Ähnlichkeiten ihrer neuen Heimat Bad Doberan mit der schlesischen Landschaft herausstellt. Außerdem eine Erzählung über die Entstehung des berühmten Bamberger Reiters. Ihr Text, der das deutsch-polnische Spannungsfeld des letzten Jahrhunderts berührt, führt zurück ins Mittelalter: „Wenn wir heute an einem gemeinsamen Europa bauen, sollten wir in der Geschichte dort anknüpfen, wo friedliches Miteinander vorgelebt wurde.“ So hat denn auch in ihrer Version der Bildhauer entgegen dem bischöflichen Auftrag seinen Reiter nicht als geharnischten St. Georg, sondern in friedlicher Toga gestaltet.
Drei Autoren – drei Farben aus der Palette von „Risse“. Dr. Wolfgang Gabler vom Redaktionsteam sammelt bunte unveröffentlichte Texte fürs Herbstheft, um mit Kontinuität „dem Austrocknen der literarischen Landschaft in M-V entgegenzuwirken“.
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