Wie schön, wieder DRAUSSEN zu sein. Nicht nur als Risse-Herbstheft, auch ganz persönlich, also geimpft und ohne Lockdown. Dabei ist bei Abgabe dieses Editorials als letzter fehlender Text für den Druck auch ein anderes DRAUSSEN möglich: Was, wenn die Redaktion meine Terminverschiebungen und Deadline-Ausweitungen zum Anlass nähme, mich rauszuschmeißen? Nein, das würde sie nicht tun …
Unsere Risse-Autor:innen haben noch ganz andere Bezüge zum Heftthema gefunden. David Lorenz ahnt ein Draußen, dass er drinnen sucht. Ulrike Seberts Protagonistin findet sich außerhalb der Weltsicht ihres Dorfes und ihrer Familie wieder. Friederike Haerters Gedichte lassen das Ego in seiner Sicht auf das Außen erscheinen. Brand Samtens Achilleus versteckt sich in anderen Kleidern vor dem Draußen, wie befohlen, doch voller Sehnsucht. Roland Urbans Lyrik braucht viel Zeit, bis sie aufsteht, um das Draußen zu begießen. Der Ich-Erzähler von Monika Maria Degner findet nach langer Zeit wenig wieder, was mal war. Dorothee Arndt ist dort, wo alles außerhalb es noch leiser erwartet und Jürgen Landt lässt das Hirn des Mannes mit der Frage nach seiner Wahrnehmung zurück.
Die vielen kleinen Insekten, die für die Bebilderung dieser Ausgabe sterben mussten, sind vielleicht zu betrauern, doch wir könnten davon ausgehen, dass sie nach ihrem Ableben und Mudus Komposition einen Sinn bekommen haben, der ihnen gefallen würde, für den sie gerne nach der schlagenden Hand ihre Surrigkeit beendeten?
Peter Wawerzinek erinnert sich an LITERARISCHES LEBEN in den Zweitausendern und wir haben Benjamin Fredrich interviewt, dazu, wie das ist, mit dem KATAPULT-Verlag und warum überhaupt. Wir haben Sibylla Schwarz WIEDERGELESEN und zwei Expert:innen zu ihr befragt und dieses Heft hat zum ersten Mal zwei WIDERGELESEN! Wie ein Ausbruch aus den festen Risse-Konventionen wirkt das. Aber wenn man zwei zwiespältige Werke und zwei Kritikerpaare zur Verfügung hat, was, abgesehen von der Gewohnheit, spricht schon dagegen?
Trotzdem spielen Konstanz und langer Atem in der Literatur unseres Bundeslandes eine wichtige Rolle: Wir gratulieren dem Literaturzentrum Neubrandenburg zum 50-jährigen Bestehen, dem Hinstorff Verlag zum 190. Geburtstag und der anderen buchhandlung in Rostock zum Deutschen Buchhandlungspreis 2021 (in der Kategorie Beste Buchhandlung)! 3Für uns fällt dieser Buchladen schon immer in diese Kategorie, denn er gehört zum gut sortierten Buchhandel, der stets die Risse führt.
Erinnern Sie sich noch an diese merkwürdige Losung: »Vorwärts immer, rückwärts nimmer!«? Wir schauen voraus, es geht voran, ab und los, nach vorn: Für das Frühjahrheft suchen wir Texte zum Thema VORWÄRTS – wie immer im weitesten Sinne – von Autor:innen aus MV. Denn VORWÄRTS ist nicht nur ein schönes Adverb, sondern auch Name einiger Sportvereine, Publikationen und Schiffe sowie nicht zuletzt Beiname eines bei Waterloo berühmt gewordenen Marschalls aus Rostock. Nun geht der Blick aber in Richtung des angestrebten Ziels, in die Zukunft! Vorwärts und nicht vergessen: Einsendeschluss ist der 1. Februar 2022.
Unveröffentlichte Texte bitte per E-Mail an redaktion (at) risse-mv.de.
Jens Lippert
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