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Editorial


Diese Farbe macht für das Auge eine sonderbare und fast unaussprechliche Wirkung.
Das ging nicht nur Goethe so, der etwas Widersprechendes von Reiz und Ruhe im Anblick der Farbe Blau sah. Obgleich Blau zu den »kalten« Farben zählt, steht es in Literatur und Kunst für Ferne und Sehnsucht, erlangte im 19. Jahrhundert im Motiv der blauen Blume als Sinnbild der Suche nach Erfüllung große Bedeutung und ist aus den Bildern und Gedichten der Expressionisten im 20. Jahrhundert nicht wegzudenken. Da wäre vielleicht eine Befreundung für Blau, welch Glück, welch reines Erlebnis, begeisterte sich Gottfried Benn.

Auf uns hatte die Farbe auch Wirkung. Wir wollen mit dieser Ausgabe BLAU machen, aber nicht blaumachen: Ob das Blau nun Blut oder Blumen, Brief oder Reiter, Himmel oder Meer, Dunst oder Fleck, Auge oder Stunde betrifft – erleben wir unser blaues Wunder? Peter Wawerzinek tastet sich in seinem RISSE-Debüt durchs Blaue, Anja Kapunkts Held greift zum Pinsel, Jens Stüwe treibt es an einen verlassenen Ort, Manuela Kunzes Story konfrontiert mit einer merkwürdigen Diagne, Jürgen Landt bekommt einen blauen Brief.

Auf der Insel Hiddensee veranstaltete das Literaturhaus Rostock im Juni 2015 ein POETENCAMP für junge AutorInnen aus MV. Zwei Kollektivtexte der sechs GewinnerInnen des Wettbewerbs stellen wir hier vor. Im September 2015 fand in Rostock die erste ILLUSTRADE statt. Der Jurypreis dieses Festivals für Illustration ging an die Grafikerin Anne Wende aus Wrangelsberg bei Greifswald. Er wurde von uns gestiftet und übergeben. Der Preis: Die Veröffentlichung von sechs Grafiken in einer der nächsten Ausgaben der RISSE.

Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. (Wittgenstein)
Vielleicht kann man ja darüber schreiben: SCHWEIGEN ist das neue Thema für das Frühjahresheft. Wieder ist das stumme Offensichtliche nur ein stiller Teil des ruhigen Ganzen. Nicht verschweigen wollen wir den Einsendeschluss: der 1. Februar 2016.

Mach, was du willst, aber tritt mir bloß nicht auf meine neuen, blauen Wildlederschuhe ... (R. D. Brinkmann) Auf ins Blaue!

Anna Blaudzun


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