Der Frühling war lange Zeit auch eine Hoch-Zeit in unserer Literaturlandschaft. Gibt es den Bücherfrühling in Mecklenburg-Vorpommern noch? Einiges spricht vielleicht in Rostock oder Neubrandenburg dafür. Aber was ist mit dem literarischen Leben auf dem Land? Ist es trotz der Zeit des Erwachens müde geblieben? Gibt es landesweite Initiativen wie in den 90er Jahren? Was macht der Schriftstellerverband? Der Literaturrat möchte in diesem Jahr wenigstens einen Tag, den 19. Mai, zu einem Literaturtag M-V machen. Eingeladen wird in die Uwe Johnson-Bibliothek in Güstrow, um zu zeigen, was in unserem Literaturleben entstanden ist, und um weitere Mitstreiter für den Landesverband zu erreichen.
Lichtblick ist die Eröffnung des Koeppen-Hauses in Greifswald. Durch Anstrengungen von Stadt, Land, Bund und privaten Initiativen und insbesondere den nicht nachlassenden Enthusiasmus des Trägervereins IKAZ e.V. ist ein Ort entstanden, der beste Voraussetzungen bietet, Begegnungsstätte für Schriftsteller und Publikum zu werden – und die Greifswalder Öffentlichkeit nimmt dieses Angebot dankbar an. Zu hoffen ist, dass den Aufbaubemühungen nun auch eine langfristige finanzielle Unterstützung durch öffentliche Hand und private Förderer folgt. Auch hier die Frage, gibt es eigentlich konzeptionelle Überlegungen, was die Literaturlandschaft in M-V braucht und was sie kann? Eine Kulturentwicklungskonzeption liegt noch in einiger Ferne.
Das Literaturhaus Rostock fördert weiterhin den schriftstellerischen Nachwuchs. Am 4. Juli findet im Theater im Stadthafen in Rostock die 6. Lyrikmeisterschaft mit dem Wettbewerb um den Lyrikmeister M-V statt. Teilnahmebewerbungen wie immer mit 4-6 Gedichten und kurzen biographischen Angaben an das Kuhtor (Bewerbungsschluss: 20. Juni). In Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Prora 03 wird noch bis 20. Juni ein Literaturwettbewerb für Jugendliche von 15-25 Jahren ausgeschrieben, nähere Informationen im Kuhtor. Schon eine kleine Tradition hat das Kuhtor-Poetenseminar. Vom 28.-31. August werden zwölf junge Autorinnen und Autoren (bis 35 Jahre) zu einem Seminar nach Rostock eingeladen. Gemeinsam mit dem RISSE-Autor Kurt Scharf, einem wichtigen Lyriker unseres Landes, und unserem Redaktionsmitglied Dr. Wolfgang Gabler werden intensive Diskussionen zu den Texten der AutorInnen und zu den Anforderungen des Literaturbetriebs stattfinden. Bewerbungen mit Texten aller Genres und kurzem Lebenslauf sind bis 1. Juli ebenfalls an das Kuhtor zu richten.
Die RISSE beginnen in dieser Ausgabe zwei neue Rubriken. Verlegt im Land annotiert neue Bücher aus den Verlagen des Landes. Wir bitten alle Verleger, uns ihre Neuerscheinungen anzuzeigen. Aus der Werkstatt stellt Texte vor, die in Schreibkursen entstehen und in enger Zusammenarbeit zwischen Autor und Lektor für eine erste Veröffentlichung bearbeitet wurden.
Am 15. April 2003 starb nach schwerer Krankheit der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Dr. Jürgen Grambow. Den RISSEN war er durch mehrere Veröffentlichungen verbunden. Im Februar hat er uns eine Geschichte geschickt, die wir im Gedenken an ihn in dieser Ausgabe abdrucken. ||
Anette Handke
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